Pille und die Wechselwirkung mit anderen Medikamenten

Medikamente werden eingenommen, um Krankheiten zu heilen oder vorzubeugen. Welchen Einfluss genau sie dabei auf den Körper haben, ist Patientinnen meistens nicht bekannt. Durch die gleichzeitige Einnahme mehrerer Medikamente können unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Auch die Pille ist ein Medikament und somit nicht vor Wechselwirkungen verschont.

In diesem Ratgeber erhalten Sie Informationen zu folgenden Themen:

1. Was sind Wechselwirkungen?
2. Häufige Wechselwirkungen zwischen der Pille und anderen Medikamenten
3. Medikamente die Wechselwirkungen hervorrufen
4. Wechselwirkungen der Pille mit Lebensmitteln
5. Wechselwirkungen vermeiden

Was sind Wechselwirkungen?

Von Wechselwirkungen spricht man, wenn zwei Medikamente sich gegenseitig beeinflussen. Das bedeutet, dass ein Medikament die Wirkung des anderen Medikaments verändern, verstärken oder abschwächen kann. Außerdem können durch die gleichzeitige Einnahme stärkere oder zusätzliche Nebenwirkungen auftreten. Sobald mehrere Medikamente gleichzeitig oder innerhalb eines kurzes Zeitraumes eingenommen werden, sollte mit der Ärztin oder dem Arzt besprochen werden, welche unerwünschten Interaktionen auftreten und wie sie vermieden werden können.

Die Packungsbeilage eines Medikaments führt Wechselwirkungen auf, die bereits bekannt und erforscht sind. Aus diesem Grund ist es wichtig, vor der Einnahme jedes Medikaments die Packungsbeilage durchzulesen und sich bei Unsicherheiten ärztlichen Rat einzuholen.

Häufige Wechselwirkungen zwischen der Pille und anderen Medikamenten

Im Gegensatz zu vielen anderen Medikamenten wird die Pille nicht nur über einen befristeten Zeitraum eingenommen, etwa bis zur Heilung einer Krankheit. Stattdessen nehmen Frauen die Pille über viele Jahre oder sogar Jahrzehnte ohne Unterbrechung ein. Das bedeutet, dass sie die Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten in ihrem gewohnten Alltag ständig berücksichtigen müssen. Es gibt einige Medikamente, die die Wirkung oder Nebenwirkungen der Pille beeinflussen können. Andersherum gibt es auch Medikamente, deren Wirkung durch die Einnahme der Pille herabgesetzt wird. Sowohl ein verminderter Verhütungsschutz, unerwünschte Nebenwirkungen als auch eine reduzierte Wirkung des zusätzlich eingenommenen Medikaments sind unerwünscht, weshalb eine parallele Einnahme dieser Medikamente mit der Pille vermieden werden sollte.

Bei folgenden Medikamenten können Wechselwirkungen mit der Pille auftreten:

Antibiotika

Die Packungsbeilagen einiger Pillenpräparate erwähnen, dass die empfängnisverhütende Wirkung durch die parallele Einnahme von Antibiotika beeinträchtigt werden kann. Aufgrund der Vielzahl an Antibiotika und Pillenpräparaten gibt es hierzu noch keine eindeutigen Forschungsergebnisse. Da Antibiotika die Darmbakterien zerstören können, könnte dadurch auch die Aufnahme der Wirkstoffe der Pille, die ebenfalls im Darm erfolgt, gestört werden. Die Deutsche Apotheker Zeitung bewertet die Beeinträchtigung der Wirkung der Pille durch Antibiotika als unwahrscheinlich. Trotzdem empfiehlt sie, während der Einnahme von Antibiotika bis eine Woche nach Zyklusende zusätzlich, zum Beispiel mit einem Kondom, zu verhüten [1].

Die Deutsche Apotheker Zeitung warnt vor der Kombination der Pille mit CYP-Induktoren, die die Aktivität körpereigener Enzyme erhöhen und in Antibiotikum gegen Tuberkulose eingesetzt werden. CYP-Substrate sind allgemein anfällig für Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Sie verursachen, dass das Östrogen aus der Pille verstärkt abgebaut wird, und verringern somit die verhütende Wirkung der Pille [2].

Vorsicht ist allgemein geboten, wenn ein Antibiotikum Durchfall oder Erbrechen auslöst. Wenn zu diesem Zeitpunkt die Wirkstoffe der Pille noch nicht in den Blutkreislauf gelangen konnten, besteht die Möglichkeit einer ungewollten Schwangerschaft.

Johanniskraut-Präparate

Johanniskraut ist ein pflanzliches Mittel, das unter anderem bei Frauen mit PMS (prämenstruelles Syndrom) eingesetzt wird, die in der zweiten Zyklushälfte unter nervöser Unruhe oder depressiven Verstimmungen leiden. Das Kraut beeinflusst Enzyme in Darm und Leber, wodurch die Wirkstoffe der Pille schneller abgebaut werden und dadurch eventuell nicht richtig wirken können. Durch die Einnahme von Johanniskraut kann die Verhütungswirkung der Pille nachlassen und das Risiko, ungewollt schwanger zu werden, nimmt zu.

Schmerzmittel

Es gibt keine eindeutigen Studien, ob Schmerzmittel die Wirkung der Pille beeinflussen. Allerdings treten immer wieder Fälle auf, bei denen von einer ungewollten Schwangerschaft während der Einnahme von unterschiedlichen schmerzstillenden Medikamenten berichtet wurde [3].

Aktivkohle

Aktivkohle ist ein bewährtes Hausmittel gegen Durchfall. In Tablettenform verabreicht bindet sie im Darm sowohl Bakterien als auch überschüssige Feuchtigkeit und stoppt damit akuten Durchfall. Darüber hinaus könnte Aktivkohle auch Hormone aus der Antibabypille neutralisieren, wodurch sie im Körper nicht mehr wirken könnten. Ein Experiment, das an der Hochschule Biberach durchgeführt wurde, hat ergeben, dass die Wirkstoffe der Pille in einem mit Aktivkohle versetztem Glas Wasser bereits nach kurzer Zeit nicht mehr nachweisbar sind. Die Forscherinnen warnen davor, dass Aktivkohle die empfängnisverhütende Wirkung der Pille reduzieren könnte [4]. Nähere Forschungsergebnisse liegen aber noch nicht vor.

Weitere Medikamente

Weitere Medikamente, die die empfängnisverhütende Wirkung der Pille beeinträchtigen können, sind:

  • Mittel gegen Pilzinfektionen (Antimykotika), vor allem mit dem Wirkstoff Griseofulvin. Da der Wirkstoff Missbildungen bei Embryos verursachen kann, ist ein zusätzlicher Verhütungsschutz bei der Einnahme des Wirkstoffs von großer Bedeutung [3].
  • Mittel gegen HIV-Infektionen oder AIDS
  • Schlafmittel
  • Antiepileptika (Gleichzeitig reduziert die Pille die Wirkung von Antiepileptika. [5])
  • Abführmittel (Durch die abführende Wirkung bleiben die Wirkstoffe der Pille eventuell nicht lange genug im Darm.)

Während es einige Medikamente gibt, die die Wirkung der Pille beeinträchtigen können, sind andersherum nur wenige Mittel bekannt, deren Wirkung durch die Pille beeinflusst werden. Neben Antiepileptika ist auch für Antidiabetika bekannt, dass die Wirkung durch die Pille vermindert oder die Nebenwirkungen verstärkt werden können.

Um sicherzugehen, dass parallel eingenommene Medikamente nicht miteinander interagieren, sollten Frauen stets den Beipackzettel ihres Pillenpräparats und des zusätzlich verabreichten Medikaments studieren und sich im Zweifelsfall ärztlichen Rat einholen.

Wechselwirkungen der Pille mit Lebensmitteln

Der Konsum von Grapefruits kann einige unerwünschte Wechselwirkungen mit unterschiedlichen Medikamenten auslösen. Grund dafür sind bestimmte Inhaltsstoffe der Grapefruit, die ein körpereigenes Enzym hemmen, das für die Wirkstoffaufnahme im Darm relevant ist. Der Verhütungsschutz der Pille wird dadurch aber nicht beeinträchtigt. Da er im Gegensatz eher verstärkt wird, wird vermutet, dass das Risiko von auftretenden Nebenwirkungen wie Brustspannen, Thrombosen oder Krebs ansteigt. Der unregelmäßige Verzehr einer Grapefruit ist unbedenklich, aber Frauen, die regelmäßig Grapefruits zu sich nehmen, während sie mit der Pille verhüten oder andere Medikamente einnehmen, sollten sich ärztlichen Rat einholen [6].

Pomelos, Pampelmusen und Bitterorangen

Einen ähnlichen Effekt haben Pomelos, Pampelmusen und Bitterorangen. Andere Zitrusfrüchte wie Orangen oder Zitronen sind davon nicht betroffen, da sie nicht über die für die Wechselwirkungen relevanten Inhaltsstoffe verfügen.

„Schwarze“ Lebensmittel

Wie bereits erwähnt besteht der Verdacht, dass Aktivkohle die Wirkstoffe der Pille binden und damit den Empfängnisschutz reduzieren kann. Lebensmittel, die mit Aktivkohle eingefärbt wurden, zum Beispiel schwarze Burger-Brötchen oder schwarze Nudeln, sollten deshalb besser vermieden werden.

Vorsicht bei Lebensmittel, die Magen-Darm-Beschwerden hervorrufen

Weiterhin sollten Frauen, die die Pille einnehmen, berücksichtigen, dass Magen-Darm-Beschwerden die Wirkung der Pille reduzieren können. Daher ist es ratsam, Lebensmittel, die Durchfall oder Erbrechen auslösen können, nur in Maßen zu genießen. Dazu zählen zum Beispiel Trockenobst, Säfte oder Kaffee. Ebenfalls steigt durch übermäßigen Alkoholgenuss das Risiko, sich erbrechen zu müssen oder die Einnahme der Pille schlichtweg zu vergessen.

Wechselwirkungen vermeiden

Wie bei jedem anderen Medikament auch, sollten Frauen, die mit der Antibabypille verhüten, sich über mögliche Neben- und Wechselwirkungen informieren, bevor sie ein zusätzliches Medikament einnehmen. Diese Informationen finden sich in erster Linie im Beipackzettel der Pillenpackung. Darüber hinaus gibt es immer wieder neue Forschungsergebnisse und Vermutungen, welche Medikamente Wechselwirkungen mit der Pille auslösen können. Frauen, die mit der Pille verhüten, sollten sich regelmäßig darüber informieren und kritische Medikamente und Lebensmittel meiden. Aus diesem Grund ist es auch sehr wichtig, die Ärztin oder den Arzt darüber zu informieren, dass man die Pille einnimmt, bevor diese oder dieser ein Medikament verschreibt.

Die Wechselwirkungen, die die Pille mit anderen Medikamenten eingehen kann, sind noch nicht ausreichend erforscht. Wenn eine Patientin Nebenwirkungen bemerkt, sollte sie sich unverzüglich ärztlichen Rat einholen.

 

Quellen:

[1] https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2018/08/29/pille-und-antibiotika-wie-relevant-ist-die-interaktion/
[2] https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=CYP
[3] https://www.dr-gumpert.de/html/welche_medikamente_beeinflussen_die_wirkung_der_pille.html
[4] https://www.dzw.de/aktivkohle-medikamente-wirkung
[5] https://www.aerzteblatt.de/archiv/175362/Orale-Kontrazeptiva-Risikoreiche-Interaktionen
[6] https://www.heilpraxisnet.de/naturheilpraxis/wirkung-der-antibabypille-durch-grapefruits-beeinflusst-2016021556615/


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